Deine Zeit ist deine Entscheidung
Da wollte man sich eigentlich ein wenig um die Wohnung kümmern, ist aber wieder zu lange auf Facebook und YouTube hängen geblieben. Mama hatte danach „eine kurze Frage” auf WhatsApp, dann bat eine liebe Freundin um Rückruf. Nun sollte es aber endlich losgehen, aber die Kinder stritten sich und wollten getröstet werden. Die Woche sah schon nicht viel anders aus. Du hattest dir im Job zurechtgelegt, was du erledigen wolltest. Aber dann hat dir der Chef oder ein Kollege mit einer „dringenden Bitte” alles durcheinander gebracht. Kurz darauf kam die nächste Anfrage per E-Mail… Sieht dein Alltag oft auch so ähnlich aus?
Wir leben in einer Welt voller Ablenkungen und Beeinflussungen. Es ist nicht leicht, sich auf eine Sache und seine eigenen Gedanken zu konzentrieren. Die digitale Kommunikation und ein verdichtetes Privat- und Berufsleben haben im Vergleich zu früheren Generationen vieles verändert. Ehrlicherweise lassen wir uns auch gern verführen: Hier ein bisschen schauen, da „nur mal ausprobieren”. Aber jeder Tag hat nur 24 Stunden, jede Woche nur sieben Tage – Zeit, die du irgendwo verschwendest, fehlt dir woanders. Das heißt nicht, dass Du deinen Kalender vollstopfen sollst. Sondern: Auswählen und ansonsten Nein sagen.
Finde zurück zu dir selbst
In „Ich mach da nicht mehr mit” (Seite 26) schreibe ich, nicht ganz ernst: „’Du kannst dir deine Familie nicht aussuchen’, las ich einmal auf einer Postkarte. ‘Aber du kannst ihre Anrufe nicht annehmen, sie nicht zu besonderen Anlässen einladen und vergessen, dass sie überhaupt existiert.’” Doch im digitalen Zeitalter kann sich keiner mehr hinter der geschlossenen Wohnungstür verstecken konnte, wenn ungebetener Besuch klingelte. „Heute reicht eine falsche Fingerbewegung: Aus Versehen die falsche WhatsApp-Nachricht bestätigt, schon leuchtet das blaues Doppelhäkchen auf: ‘gelesen*, bitte sofort reagieren.”
Deine größte Stärke darin, zu dir zurück zu finden: Was deine Schwerpunkte, Ziele und Werte sind – wie du deinen Tag und dein Leben gestalten willst. Dazu gehört auch, oft Nein zu sagen. „Das kann ich gerade nicht…”, „Das möchte ich nicht…”, „Das passt mir nicht…” Auch zu eigentlich sehr schöne Dingen: Zu einer angebotene Freundschaft oder Beziehung, zu ein möglichen neuen Job, zu einem Ausflug oder netten Brunch mit anderen. Es ist völlig in Ordnung, höflich und dankbar, aber klar abzulehnen, wenn du derzeit und grundsätzlich nicht möchtest. Nur das erlaubt dir, woanders Ja zu sagen, wo es dir wichtiger ist.
Ich glaube nicht an die Idee, dass „alle Antworten bereits in dir” liegen, man sich also vor allem auf sich selbst beziehen kann und sollte. Wir lernen vom ersten Tag an von anderen und der Welt um uns herum. Wir wünschen uns und brauchen Beziehungen. Ein wenig Wahrheit liegt aber darin: Im Laufe des Lebens entwickelst du ein Gefühl dafür, was zu dir passt und gut für dich ist. Es hilft dir, aus den unendlichen Möglichkeiten jeden Tages diejenigen auszuwählen, die zu dir passen und dich deinen Wünschen und langfristigen Zielen näher bringen. Darauf solltest du hören, deine Entscheidungen danach ausrichten.
Viele Kleinigkeiten geben dir mehr Freiheit zurück. Welche Social-Media-Plattformen nützen dir, wo willst du dein Konto löschen? Welche Newsletter, E-Mail-Verteiler und Handy-Apps helfen dir, wo nimmst du dich raus? Was willst du tun und wen treffen, wo sagst du zukünftig ab? Hier 15 Minuten gespart, da 30 Minuten – schon hast du 45 Minuten frei, die du anders nutzen kannst. Vielleicht willst du länger schlafen oder dich ausruhen, vielleicht ein Buch lesen oder eine Fremdsprache üben. Hol die die Entscheidungshoheit über dein Leben, so weit es nur geht, wieder zurück – und entscheide selbst, wie du deine Zeit verteilst.