eine Frau sitzt am Schreibtisch und telefoniert mit dem Handy am Ohr

Ein kleiner Schritt genügt

„Wie gern würde ich mein Leben ändern, wenn das Leben nur nicht gerade so anstrengend wäre!” Denkst du auch manchmal so und merkst dabei selbst, wie widersprüchlich das ist? Verständlich ist es trotzdem. Wer gerade besonders viel Stress im Job hat, ist meist zu erschöpft und frustriert, um schmissige Bewerbungen zu schreiben und sich überzeugend woanders vorzustellen. Wer gerade Konflikte mit seinem Partner oder der Familie durchlebt, ist nicht in der Stimmung, dann auch noch verständnisvoll und offen für andere Meinungen zu sein. Genau dann, wenn man sich verändern wollte, ist man voll mit etwas anderem ausgelastet!

Wenn wir ehrlich sind, haben wir allerdings in den guten Phasen meist erst recht keine Lust, etwas Grundlegendes anzupacken. Theoretisch wäre es natürlich klug, genau dann auf Stellensuche zu gehen, wenn es im Job glänzend läuft und man entspannt mögliche Optionen und Angebote sichten könnte, bis das Richtige dabei ist. Oder das Beziehungsgespräch zu führen, wenn es eigentlich gar nichts zu bereden gibt. Sozusagen prophylaktisch, zum Arzt geht man ja auch nicht nur im Notfall. Aber wer macht das schon? Es gibt aber einen Ausweg aus diesem Dilemma, dass es nie richtig passt: Dir klar zu machen, dass du jeder Tag Veränderungen anstoßen kannst, die dir zugute kommen.

Eine Kleinigkeit ist schon ein Anfang

Fast immer beginnt eine Veränderung mit einem kleinen Schritt, der oft nur wenige Minuten dauert, aber mit dem du ein neues Kapitel aufschlägst. Eine E-Mail schreiben, in der du jemandem mitteilst, was du möchtest, anbietest oder dir wünschst. Ein Anruf erledigen, in dem du etwas ankündigst, das nicht mehr so laufen wird wie bisher. Ein Termin ansetzen, der bereits vorab klarmacht, dass es nicht nur um Smalltalk gehen wird. Das sind alles kleine Schritte, die aber trotzdem Mut erfordern. Sie beenden das ewige „Da muss ich noch mal überlegen”, „Zum Glück drängt ja nichts”, „Das muss reifen…” Du machst damit öffentlich, was du wirklich willst und zeigst, dass du das auch durchsetzen willst.

Was könnten solche Kleinigkeiten sein, die einen Neuanfang einleiten? Immer geht es dabei um Abgrenzung (mehr dazu in meinem Buch): Deine Interessen neu aushandeln, die Balance aus Nehmen und Geben wieder herstellen. Du darfst das, und du kannst das!

  • Eine Einladung an dein Team zu einer Arbeitsbesprechung verschicken, wenn du meinst, dass eure Aufgaben zu einseitig verteilt sind.
  • Den Termin für ein Gehaltsgespräch in den Kalender deines Chefs setzen, wenn du denkst, dass du für deine Arbeit zu wenig verdienst.
  • Ein Familiengespräch mit deinem Partner oder den Kindern führen, wenn die Aufgaben zu Hause unfair verteilt sind.
  • Deinen Kalender einem kritischen Blick unterziehen, wenn du planen willst, was du zukünftig mehr und was weniger machen wirst.

Solch ein Schritt erfordert Mut, weil du dich damit öffentlich und auch ein wenig angreifbar machst. Aber auch, weil du damit eine gewisse Dynamik anstößt: Etwas kommt ins Rollen. Die schwerfällige Ruhe des Alltags endet, es wird sich etwas bewegen. Keiner kann vorher genau sagen, wie es ausgehen wird. Das ist ein wenig beängstigend, gleichzeitig aufregend und spannend. Es sind auch die Momente, in denen du dich besonders lebendig fühlst: Kein Autopilot mehr, du gestaltest dein Leben wieder selbst. Trau dich deshalb und nutze die Gelegenheiten des Alltags. Du machst dein Leben damit interessanter, angenehmer und sinnvoller.