Kleine Erfolge sind kein Versagen
Eine Freundin erzählte mir kürzlich davon, dass sie fünf Kilo abgenommen habe, fügte aber gleich hinzu: „Zwei habe ich leider schon wieder drauf.” Eine andere hatte eine Beförderung erhalten und meinte nachdenklich: „Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich in meinem Alter eigentlich mehr erreicht haben sollte!” Ertappst du dich auch manchmal dabei, dass du eigene Erfolge gleich selbst wieder kleinredest? So, als müsstest du dich vorbeugend dafür entschuldigen, dass es nicht noch besser gelaufen ist, ehe es andere eventuell tun.
Man erspart sich vielleicht wirklich eine Enttäuschung, wenn man kritischen Zeitgenossen einfach zuvorkommt. Sie könnten sagen: „Das ist doch nichts Besonderes”, „War mir klar, dass du dir etwas darauf einbildest” oder „Ach, mehr nicht?” Dann lieber gleich selbst relativieren, um sich nicht von anderen einen unberechtigten Höhenflug vorwerfen lassen zu müssen! Eine verständliche Vorsichtsmaßnahme. Aber sie kostet dich ehrliche Freude und verdienten Stolz. Willst du wirklich darauf verzichten, obwohl du sie verdienst?
Die Bausteine für deine ganz großen Erfolge
„Erkenne deine Erfolge an, auch wenn sie noch klein sind. Du hast nicht ‘alles falsch gemacht’ oder ‘versagt’, auch wenn du dich vielleicht gerade so fühlst”, heißt es in meinem Buch (S. 148). „Allein deine Reflektionen zeigen bereits, dass du etwas dazugelernt hast und klüger geworden bist.” Die kleinen Erfolge sind die Bausteine für deine großen. Sie sollten dich stolz machen und motivieren. Du hast erfolgreich den Anfang geschafft, der bekanntlich am schwersten ist, und du bist noch lange nicht am Ziel, sondern unterwegs.
Eventuell hast du, wegen eines kleinen Nasch-Rückfalls, tatsächlich insgesamt nur drei Kilo abgenommen, obwohl es schon einmal fünf Kilo waren. Aber trotzdem bist du damit bereits weiter als vorher. Ärgere dich nicht, sondern freue dich über das, was du bereits erreicht hast. Möglicherweise bist du noch nicht da, wo du beruflich stehen wolltest. Aber vergleiche nicht mit anderen, sondern mit dir selbst. Wo standest du vor fünf Jahren und was hast du seitdem alles vorzuweisen, was geleistet und bewältigt? Auch hier: Sei stolz darauf!
Wenn du zögerst, mit anderen deine vielleicht anfangs nur kleinen Erfolge zu teilen, ist das allerdings ein wichtiger Hinweis. Etwas ist mit deiner Beziehung zu deinem Gegenüber nicht so, wie es sein sollte. Wieso hast du Angst, eventuell „zu glücklich” zu wirken und meinst, dich vorbeugend durch Selbstkritik schützen zu wollen? Jemand, der dich liebt oder mag und unterstützt, wird dir auf jeden Fall ein ermutigendes, lobendes Wort schenken. Gerade auch, wenn du erkennbar am Anfang stehst, aber schon einiges geschafft hast.
Für dieses Wochenende möchte ich dich ermutigen, ein wenig auf deine Erfolge der letzten Zeit zu achten und sie einfach zu genießen. Vielleicht ist es nur eine Kleinigkeit. Du hast die Wohnung wieder einmal schön gemacht, ein gutes Essen gekocht, manche Corona-Nerverei überstanden. Vielleicht auch etwas Großes – einen Jobwechsel angestoßen, ein echtes Problem entschlossen gelöst. Was es auch ist, es ist deine Leistung, und auf die kannst du stolz sein. Keine falsche Bescheidenheit oder Selbstkritik mehr, das hast du nicht nötig!