Ständig Katastrophen-Alarm? Keine Panik!
Hast du mal darauf geachtet, wer jeden Tag alles versucht, dir Angst zu machen, um dich auf seine Seite zu ziehen? Dich vor einer angeblich drohenden Katastrophe oder gleich dem Weltuntergang warnt, wenn du nicht Geld spendest, etwas kaufst, irgendwo Mitglied wirst, deine Stimme abgibst oder mitmachst? Im Fernsehen, in den Zeitungen und Internetseiten, in Diskussionsrunden und auf Social Media – pausenlos Warnungen, was alles passieren könnte. Das Geschäft mit der Angst ist einträglich für viele, und man gewöhnt sich daran. Nicht wenige von uns warten inzwischen selbst schon begierig auf die nächste Warnung: „Es wird immer schlimmer!” Endlich wieder schimpfen und klagen können!
Der ewige Katastrophenalarm kostet dich aber eine Menge. Wer sich ständig mit anderen auf Facebook herumstreitet, pausenlos empörte Artikel, Blogbeiträge und Kommentare liest und teilt, hat weniger Zeit, sich um sein eigenes Leben – oder tatsächliche Probleme – zu kümmern. Wer sich eine Apokalypse-Warnung nach der anderen auf YouTube reinzieht, verliert einmal ganz den Glauben an die Zukunft. Manche stellen nach einem Abend voller Streitereien am Handy oder vor dem Laptop fest: „Ich bin so müde!” Das liegt nicht daran, dass man die anderen nicht überzeugen konnte. Sondern an der pausenlosen Negativität.
So alt wie die Menschheit selbst
Die Angst vor dem Weltuntergang – wie auch immer er aussehen soll – ist so alt wie die Menschheit. Manchmal entzündet sie sich an besonderen Daten. So schien die Jahreszahl 1000 einst ebenso unheilverkündend wie später das Jahr 2000. Technische Erfindungen machen anfangs meist Angst, da waren die ersten Züge nicht anders als heute die Cloud. Auch soziale Veränderungen und Probleme verunsichern. Selbst alte, fast immer falsch verstandenen oder absichtlich verzerrte Mythen genügen – von angeblichen Geheimbünden über Nostradamus bis zum Maya-Kalender. An Gründen hat es noch nie gefehlt.
Wer erst einmal aufgebracht genug ist, den überzeugt es auch nicht mehr, dass die Welt heute in einem viel besseren Zustand als früher ist. Unzählige Indikatoren (z. B. Gesundheit. Lebenserwartung, Wohlstandsverteilung) belegen es. Einmal vergleichen, wie der wahre Alltag der eigenen Groß- und Urgroßeltern aussah – das war nicht so romantisch wie in der „Landlust”. Ja, Angst hat ihre Vorteile. Sie macht dich aufmerksam auf Gefahren und regt Verbesserungen an. Doch wer sich ständig von Angst überwältigen lässt, verliert nicht nur den klaren Blick, sondern auch die Kontrolle – und lässt sich von anderen führen.
„Achte in Situationen mit einem gewissen Risiko darauf, dich nicht in diffusen Ängsten zu verlieren, ‘wer weiß, was da alles passieren kann’, ‘das wächst mir am Ende noch alles über den Kopf’ und ähnliche Befürchtungen. Das würde dich nur noch mehr stressen und verunsichern “, heißt es in meinem Buch (Seite 145). „Durchdenke besser den Ernstfall: was schlimmstenfalls wirklich passieren könnte, inwieweit du das allein durchstehen könntest, wo du welche Hilfe bräuchtest. Danach mach dich an die Arbeit: Welche Anrufe sind zu erledigen, welche Gespräche zu führen, welche Briefe zu schreiben?”
Wenn dir etwas wirklich ein Anliegen ist, dann überlege: Wie könntest du einen echten Einfluss ausüben? Für manchen ist es ein Ehrenamt oder eine individuelle Hilfsaktion in der Nachbarschaft, für andere eine Aktivität in einem Projekt, Verein oder einer Partei. Was auch immer du konkret für dich auswählst: Du wirst aktiv, holst dir Macht und Selbstbestimmung zurück. Denjenigen, die ihre Geschäfte mit der Angst machen, wird das nicht gefallen. Aber das muss dich nicht interessieren. Ich empfehle keinen grundlosen Optimismus, aber Zuversicht: Es ist nie alles perfekt, aber du und wir können damit umgehen.