Trau dich, positiv zu denken!

Ein Freund postete gestern einen Artikel auf Facebook und versah ihn mit dem Kommentar, dass es „immer schlimmer” werde. Man möge doch unter dem Link einmal selbst nachlesen, wie die Lage inzwischen sei. Dabei war ihm allerdings nicht aufgefallen, dass dieser Bericht bereits mehrere Jahre alt war. Was da geschrieben stand, war längst Vergangenheit und von den meisten Menschen schon vergessen. Ihm aber bestätigte es seine Weltsicht: Es sieht schlecht aus mit der Welt, und viele Indizien bezeugen das klar. Er hatte einen erneuten Beweis für das gefunden, wovon er schon vorher überzeugt gewesen war.

Psychologen kennen das Phänomen der selektiven Wahrnehmung schon lange. Wir finden, was wir erwarten. Wer sich gerade ein rotes Auto gekauft hat, stellt auf einmal überrascht fest, wie viele rote Autos da doch überall in der Stadt herumfahren. Wer gerade Nachwuchs bekommen hat, registriert plötzlich überall andere junge Eltern mit ihren Babys. War das alles vorher auch schon da? Natürlich. Aber da haben wir dem noch keine größere Beachtung geschenkt, es damit weitgehend übersehen. Nun aber sind unsere geistigen Filter anders ausgerichtet und ziehen unseren Blick ganz automatisch auf rote Autos bzw. Eltern mit Kleinkindern.

Belege findest du für alles

Mit unserem Blick auf die Welt insgesamt verhält es sich exakt genauso: Wir sehen, was wir erwarten, und beachten alles andere nur sehr eingeschränkt. Wer davon überzeugt ist, dass es immer schlimmer wird, verweist zu Recht auf aktuelle Konflikte, Armut, politische und gesellschaftliche Spannungen. Wer sicher ist, dass es insgesamt aufwärts geht, wird dafür Belege finden: Mehr Engagement, weniger Kriege und Armut, höhere Bildung. Welche Perspektive ist nun besser? Das musst jeder für sich selbst entscheiden. Persönlich bevorzuge ich einen zuversichtlichen Blick: Probleme erkennen, aber sich zutrauen, sie auch lösen zu können.

In meinem Buch gebe ich Hinweise, was du tun solltest, wenn du dich von Sorgen und Problemen völlig erdrückt fühlst: Erst einmal ausruhen, neue Kraft sammeln und dich in vorsichtigem Optimismus üben (Seiten 152 bis 154). Eine grundsätzlich optimistische Lebenseinstellung ist teilweise angeboren und anerzogen, lässt sich aber ebenfalls üben. Gerade in einer aktuellen Krise, etwa wegen dem Coronavirus, ist es wichtig, auf positive Gedanken und Äußerungen zu achten. Damit lenkst du deinen Blick auf die Dinge, die trotz allem noch gut sind und funktionieren. Das stärkt und ermutigt dich, die Lage zu verbessern.

Viele kleine Entscheidungen in deinem Alltag können dazu beitragen, ständige Negativität hinter sich zu lassen. Wenn du die Nachrichten mitverfolgst, achte auch auf die positiven Entwicklungen. Vieles ist heute besser als in den Zeiten unserer Eltern und Großeltern. Streite dich nicht mit anderen im Internet herum. Trefft euch besser persönlich, redet in Ruhe. Körperliche Bewegung baut Stress ab und hebt deine Stimmung. Wenn du wieder alles düster siehst, mach einen Spaziergang. Schreib dir immer einmal auf, wofür du in deinem Leben dankbar bist (z. B. Gesundheit, Familie, schöne Wohnung). Das versöhnt.

Eine positive Sicht auf die Welt ist das Gegenteil von Tagträumerei: Sie sieht nicht nur Probleme, sondern auch mögliche Lösungen. Gleichzeitig trägt sie dazu bei, dass du dich wohlfühlst und angenehm für andere bist. Niemand verbringt gern Zeit mit jemandem, der immer nur meckert, klagt und schimpft. Wer andere begeistern kann, zuversichtlich und tatkräftig auftritt, findet Mitstreiter und kann tatsächlich etwas positiv verändern. Das muss nicht gleich die ganze Welt sein. Schon in der Beziehung und Familie, am Arbeitsplatz und im Freundeskreis kann das viel bewegen. Trau dich, dir etwas zuzutrauen!