Mit diesem Trick wirst du Jammerer los

Es gibt Leute, die haben sich raffiniert angewöhnt, jeden Satz mit einem tiefen Seufzer zu beginnen. „Hach ja… ist ja alles nicht so leicht heutzutage…”, „Was bei uns wieder los war, du kannst es dir nicht vorstellen!” Erst einmal jammern, vorsichtshalber. Der andere soll gar nicht erst glauben, dass es einem zu gut geht. Am Ende will er noch etwas, vielleicht sogar mal von seinen eigenen Sorgen erzählen! Oft genügt schon ein tiefes, bedeutungsschweres Ausatmen, um andere auf Abstand zu halten und ihnen grundlos ein schlechtes Gewissen einzureden. „Ich will gar nicht erst anfangen…” Um es natürlich dann trotzdem zu tun.

In der Filmsatire „Kein Pardon” von und mit Hape Kerkeling klagt die Empfangsdame seines Fernsehsenders pausenlos über Kreuzschmerzen. „Das kannst du dir nicht vorstellen! Als wie wenn einer mit dem Küchenmesser da reinsticht, wie mit der Schneeschaufel!” So geht es laufend weiter: „Das sind Schmerzen, das kann ich Ihnen gar nicht beschreiben. Als wie wenn dir einer mit der Kettensäge die Halswirbel durchspaltet!” Irgendwann wagt es eine Kollegin, auch einmal eigenen Beschwerden zu erwähnen. Und wird prompt angeherrscht: „Herrgott, seien Sie nicht so wehleidig! Das geht schon wieder vorbei.”

Lass dich nicht mehr moralisch erpressen

Jammerer führen eine sehr einseitige Kommunikation. Für sie selbst ist es der einfachste Weg, um zu Mitgefühl und Aufmerksamkeit zu kommen. Sie erleichtern sich bei anderen, lassen sich bemitleiden und trösten. Wenn es geht, vielleicht gleich noch ein bisschen praktisch helfen. „Na komm, dann erledige ich das für dich”, „Gib her, ich mach das”, „Wie viel Geld brauchst du denn?” Wenn andere auch mal von ihren Problemen reden wollen, sind sie dagegen meist kurz angeboten: „Stell dich doch nicht so an!” Wahrscheinlich hast du das schon selbst beobachtet: Manche jammern immer, andere helfen immer.

„Wer will auf Dauer mit jemandem zu tun haben, der ständig nur jammert?”, heißt es in meinem Buch „Ich mach da nicht mehr mit”. „Das ist wie Rülpsen in der Öffentlichkeit: Eine Erleichterung für einen, eine Belästigung für alle anderen.” Verschiedene Fallgeschichten berichten darin davon, wie offenes oder subtiles Jammern andere moralisch erpresst. Sie machen etwas, das sie eigentlich gar nicht wollten. Im Irrglauben, dass dann endlich Ruhe herrscht und das Problem gelöst ist. Nur um festzustellen, dass Jammerer nie ein Ende finden. Irgendwas ist bei solchen Leuten immer. Das kann sich über Jahrzehnte hinziehen.

Ich empfehle, dass du Jammerern einfach zustimmst. „Ja, das ist wirklich furchtbar”, „Ganz schlimm!” Dann wartest du ab, bietest aber keine Hilfe an, auch wenn es dich dazu drängt und du vielleicht eine wirklich gute Idee hättest. Lass dir viel Zeit: Dein Gegenüber muss zuerst verstehen, dass du die Verantwortung zurückgegeben hast. Das dauert. Aber alles wird ansonsten ewig so bleiben, wie es ist. Halte die Spannung aus, dass du selbst keine Hilfe anbietest, auch wenn das bisher deine Rolle gewesen ist. Du stehst nicht mehr als Seelsorger und Dauerhelfer bereit, nicht einmal mehr dafür, sich zu streiten. 

Es kann sein, dass du damit uninteressant wirst und sich die Person jemand Neues sucht, wenn sie sich selbst nicht verändern will. Lass dich davon nicht ängstigen, auch wenn es sich um Partner, Eltern, erwachsenen Kinder oder Freunde handelt. Nur so gibst du ihnen die Chance, vielleicht doch dazuzulernen – und schützt dich selbst vor Überlastung. Wenn du ständig „helfen” willst, reißt du die Verantwortung immer wieder an dich und verhinderst dieses Umlernen. Du änderst unfaire Beziehungen nicht durch Worte. Sondern dadurch, dass du sie ab sofort auf diese Weise nicht mehr mitmachst. Trau dich, auch für dich selbst einzustehen!