Wieso ist nie etwas perfekt?!
Eine Freundin, die seit längerem Single ist, fasste ihre Dating-Erfahrung kürzlich ernüchtert so zusammen: „Entweder, er ist schon verheiratet, zu klein oder trägt hässliche Schuhe!” Wen sie auch traf, schien ihr mangelhaft. Entweder im Kopf nicht in Ordnung – Narzisst, Borderliner oder notorischer Fremdgänger mit Bindungsstörung. Traf das nicht zu, war er garantiert ein langweiliger Gesprächspartner, mit dem man kaum eine Stunde im Café durchstehen konnte, schlecht gekleidet oder „viel zu nett, wahrscheinlich schon total verzweifelt. Mir geht das zu schnell. Ich glaube, den blockiere ich lieber als Kontakt!”
Stellst du manchmal selbst mit einem Lächeln fest, dass man es dir einfach nicht recht machen kann? Manche lernen immer jemanden kennen, der „psychisch gestört” ist. Andere haben in jedem Job Streit mit dem Chef oder Kollegen, die „total intrigant und neidisch” sind. Wieder andere finden immer nur Mitarbeiter, die „völlig unfähig” sind. Das soll vorkommen und ist natürlich ärgerlich und nervig für alle Beteiligten. Denn jede gescheiterte berufliche oder private Beziehung bedeutet: Zurück auf Start – und neu versuchen. Da ist das Leben ja konsequent. Es gibt immer wieder eine Gelegenheit, etwas anders zu machen.
Drei Anregungen, die bei der Reflektion helfen
„Wie viele Stars haben uns vorgeführt, dass auch der achte oder neunte Ehepartner seine Macken hat, und da ist die absehbare Entwicklung bei Heidi Klum noch gar nicht eingerechnet”, heißt es mit einem Augenzwinkern in meinem Buch (S. 8). „Bei deiner Scheidung sind eventuell nicht mal Juwelen oder eine Villa am Meer drin.” Das soll natürlich nicht heißen, dass man dann eben nehmen soll, was sich gerade anbietet. Sondern: Ein wenig überlegen, woran es liegen könnte, wenn sich unerwünschte Erlebnisse immer wiederholen. Hier sind drei Anregungen, die dir bei der Reflektion helfen können.
- Eine Checkliste mit Wunschkriterien verführt dazu, jede realistische Option früh auszusortieren. Wer oder was erfüllt schon alle Kriterien? Besser: Eine Prioritätenliste – was ist für dich zwingend, was wäre schön, was geht nicht.
- Vergiß dabei nicht die Kriterien, die dir vielleicht selbstverständlich scheinen, aber es doch nicht sind. Beispiel: Bei der Partnersuche sind Aussehen, Humor, Intelligenz etc wichtig. Zuoberst aber: Jemand, der sich binden möchte und mich will.
- Wenn dir etwas immer wieder nicht gelingt, ist es oft ein Zeichen: Willst du das, worum du dich bemühst, wirklich und passt es zu dir? Möglicherweise ist ein anderer Weg passender für dich, den du überhaupt noch nicht erwogen hast.
Die Freundin mit den unerfüllbaren Partnerwünschen stellte nach einiger Zeit fest, dass sie gar keine Lust auf Dates hatte. Sie langweilten und frustrierte sie. „Eigentlich muss ich mich dazu zwingen, überhaupt zur Verabredung zu erscheinen”, meinte sie. Manchmal sagte sie kurzfristig mit einem vorgeschobenen Grund ab, obwohl ihr klar war, dass sie selbst auf solch ein Verhalten allergisch reagierte. Schließlich wurde ihr klar, dass sie all das nur machte, weil es ihr für einen Single ihres Alters logisch erschien. Sie suchte gar keinen festen Partner, einige lockere Freundschaften wären ihr derzeit viel angenehmer.
Lass dich selbst nicht frustrieren, wenn derzeit „nichts perfekt” läuft. Gerade darin stecken viel wertvolle Lektionen für dich. Du kannst in solch einer Lebensphase vielleicht am meisten über deine Wünsche und Frustrationen lernen und dir klarer werden, wer du bist und was du wirklich willst. Viel mehr als in den Zeiten, in denen alles gut läuft, und du gar nicht über diese Fragen nachdenken würdest. Genieße also auch die Zeiten der inneren Unruhe und persönlichen Suche. Sie sind perfekt auf eine andere Art.